Stimmen derUkraine

musikalisch-literarische Reisen

Texte

Liedtexte

Niemandsblume

Text: Leléka

O, wie möcht´ ich eine Blume werden,

Blumenblätter an alle spenden.

Niemand wird dann erklären können:

„Du bist meine für immer,

Du bist meine für immer,

Du bist meine für immer, ich dein König!“

Ich schließ´ meine Augen, der Wind soll mich tragen.

Wo zum Herzen der Weg ist, soll man nicht fragen.

Blumenblätter, sie schweben wie Lieder,

trösten alle Bekümmerten wieder.

Allen gehöre ich, doch nicht einem nur.

Und ich lebe in Träumen, denn vom Heim keine Spur.

Wie Wasser zerfließe ich im Meer.

Ich gehöre niemandem mehr.

Niemandsblume, Niemandsblume bin ich,

Niemandsblume, Niemandsblume bin ich.



Am Iwanstag, am Kupala-Tag

Ein rituelles vorchristliches Volkslied zum Iwan-Kupala-Tag – dem Fest der Sommersonnenwende

Am Iwanstag, am Kupala-Tag...

Oi, am Iwanstag, am Kupala-Tag,

Da pflückte ein Mädchen auf der Wiese Blümchen,

Und flocht sie zu einem Kränzchen,

Und zwitscherte wie eine Nachtigall,

Und ließ es auf dem Wasser treiben.

Am Iwanstag, am Kupala-Tag.

REFRAIN:

Lass dich treiben, mein Kränzchen,

Lass dich treiben zum Liebsten.

Lass ihn, den ich liebe, dich finden,

Und mein Bräutigam werden, Iwan.


Oi, am Iwanstag, am Kupala-Tag

Die Farnblume erblühte,

Ein Feuer auf der Wiese entflammte und brannte.

Das Kränzchen trieb den Fluss hinunter

und trug das Mädchenherz zu dem,

den sie mochte, den sie liebte.


Poletschko

Oh, ein kleines Feld, ein Feld
(Viertes Aufständischen-Lied zur Bandura)

Oh, ein kleines Feld, ein Feld, von Nebel bedeckt.

Und auf diesem Feld wurden zwei Kosaken getötet.

Und auf diesem Feld wurden zwei Kosaken getötet.

 

Der erste Kosake kam aus einer reichen Familie.

Der zweite Kosake aber war ein armes Waisenkind.

Der zweite Kosake aber war ein armes Waisenkind.

 

Über den ersten Kosaken weint die ganze Familie,

Über dem Waisen aber krächzt ein schwarzer Rabe.

Über dem Waisen aber krächzt ein schwarzer Rabe.

 

Oh, ein kleines Feld, ein Feld, von Nebel bedeckt.

Und auf diesem Feld wurden zwei Kosaken getötet.



Dass zu einem Lied ich werde

Von Lessja Ukrajinka

Dass zu einem Lied ich werde

In diesem klaren Augenblick,

Schwerelos über der Erde

Mit meinem heimlichen Glück.

 

Um fortzulaufen unters Firmament,

Auf glasklare Wellen zu fallen,

Wo frei der Wind mein Echo kennt,

Wo weite Meere wallen.

 

Klingen würde ich in der Ferne,

Wo meine Träume dann sind,

Heller als fallende Sterne,

Lauter als der tosende Wind.



Die schöne Krim

Ein populäres krimtatarisches Lied unbekannter Herkunft

Aluschta-Hauch berührte meine Haut

mit einer sanften Brise.

Wo meine Kindheit Wurzeln fand,

wie Tränen Regen rieseln.

 

Ich durfte dort nicht leben,

In Jugendträumen schweben.

Nur Sehnsucht blieb im Blut mir drin,

Oh, du schöne Krim!

 

Deiner Gärten reiche Ernte,

Sorbet und Honig allerseits.

Doch in der Fremde, was mir schwärmte,

des klaren Wassers süßer Reiz.

 

Ich durfte dort nicht leben,

In Jugendträumen schweben.

Nur Sehnsucht blieb im Blut mir drin,

Oh, du schöne Krim!

 

Die Kinder vergossen Tränen,

wenn sie um die Rückkehr flehten.

Wo fanden Trost alte Männer,

wenn nicht in ihren Gebeten.

 

Ich durfte dort nicht leben,

In Jugendträumen schweben.

Nur Sehnsucht blieb im Blut mir drin,

Oh, du schöne Krim!



Vergangener Frühling

Von Lessja Ukrajinka 

Es kam der Frühling, hurtig, goldumwoben,

Die Sonne strahlte hoch am Firmament,

Die Blumen prangten bunt in allen Farben

Und Vögel sangen froh am Himmelszelt.

 

Die ganze Erde blühte überall

Und legte an ihr neues grünes Kleid,

Von frohen Liedern klang das ganze All,

Und ich lag krank, einsam in meinem Leid.

 

Ich dachte mir: „Der Frühling kam für jeden,

Geschenke hat er allen mitgebracht,

Nur mir hat holder Frühling nichts gegeben,

Nur mich vergaß der Bote aller Pracht!“

 

Nein, er vergaß nicht! Durch das Fenster blickten

Der Bäume Zweiglein froh zu mir herein,

Die grünen Blätter lieblich zu mir nickten

Und Blüten spielten weiß im Sonnenschein.

 

Mit ihm der Wald sein Echo still entsandt.

Der Zauber dieser Gaben ist geblieben,

Für die mein Herz in Dankbarkeit erglühte;

Nie wieder wird solch Frühling mir beschieden,

Wie dieser war, der mir am Fenster blühte.

 


Fischerjungs

Ein Volkslied, Hochzeitswalzer

Das Mädchen nahm einen Eimer

und ging, um Wasser zu holen,

da traf sie Fischerjungs,

die Kosakenkinder waren.

 

„Ihr, Fischerjungs, Kosakenkinder,

nehmt mich mit auf euer Boot,

fahrt mich übers Wasser.“

 

„Wir würden dich fahren,

damit die Wellen nicht schlagen.

Aber was wenn deine alte Mutter

dich betrauern wird?"

 

„Meine alte Mutter wird mich nicht betrauern,

sie weiß sehr wohl,

Dass ich niemanden habe, mit dem ich leben kann.

Dass ich niemanden habe, mit dem ich leben kann!..“

 

Niemand sah es, nur die alte Mutter,

die am Uferrand stand

und bitterlich zu weinen begann.

 

Sie stieg ins Boot, seufzte leise,

stieß sich vom Ufer ab,

und winkte mit der Hand.